+++ Leb(t)en Sie mit einem herzkranken Labrador Retriever zusammen? Dann melden Sie sich bitte bei uns! +++


Warum wurde die Herzerkrankung nicht bei der Wurfabnahme oder späteren Untersuchungen festgestellt?

Nevio wurde bei seiner Züchterin einer ganz normalen Wurfabnahme unterzogen. Auch später bei Impfungen und Allgemeinuntersuchungen wurde sein Herz immer wieder abgehört, niemandem fiel ein Herzgeräusch oder das rechtsseitige 'Schwirren' auf. Bei Schröder war es genauso. Nach Auskunft der behandelnden Kardiologen, Dr. Kirsch in Pforzheim, Dr. Skrodzki in Berlin und Dr. Kattinger in Brandenburg, ist z.B. eine Trikuspidalklappendysplasie bis zu einem gewissen Stadium nur bei genauem rechtsseitigen Abhören des Herzens zu diagnostizieren, das Mittel der Wahl zur sicheren Diagnose stellt immer der Herzultraschall dar. Hört man nach Auskunft der Kardiologen 'nicht genau da hin, wo das Schwirren zu finden ist', glaubt man, einen völlig normalen Herzschlag zu vernehmen. Wäre Nevios Magen an diesem Tag nicht wegen mehrfachen Erbrechens geröntgt worden oder hätte Schröders Milchzahn sich nicht so gesperrt – vielleicht wäre die Diagnose bei beiden Hunden gar nicht oder zu spät erkannt worden. Hinzu kommt, dass beide Hunde bei Diagnosestellung rein vom Verhalten her nicht auffällig waren. Sie hatten sicherlich eine verminderte Leistungsfähigkeit oder waren schneller erschöpft als gesunde Hunde, aber wenn man von der Herzkrankheit nichts wusste, hätte man sie anhand des Verhaltens bei keinem der beiden auch nur vermutet.

Zum Zeitpunkt der Diagnosen war es bei beiden allerdings schon möglich, das 'Schwirren' allein durch gezieltes Handauflegen auf die rechte Brustseite von außen deutlich wahrzunehmen.

Daher ist es umso wichtiger, auch die Herzultraschalluntersuchung als Routineuntersuchung bereits vor bzw. bei Wurfabnahme anzustreben.

Warum sollte ich meinen Hund auf Herzkrankheiten hin untersuchen lassen, wenn es sich dabei eh oft um unheilbare Krankheiten handelt?

Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach und eindeutig: Wissen ist Macht!

Einerseits können Sie Ihrem Hund mithilfe der richtigen medikamentösen Einstellung das Leben mit einer Herzkrankheit ungemein erleichtern und somit auch positiven Einfluss auf seine Lebenserwartung nehmen: durch eine Verbesserung der klinischen Symptome, durch z.B. gezieltes Entwässern der vergrößerten Herzregion, durch Vorbeugen von Wasseransammlungen im Körper, durch Steigerung der Leistungsfähigkeit und durch die allgemeine Unterstützung des Herzens Ihres Hundes. Zum anderen können Sie sich und Ihren Hund auch hinsichtlich Ihrer Freizeitaktivitäten und des Tagesablaufes auf die Herzkrankheit einstellen und somit zu einer Besserung seines Wohlbefindens beitragen: mehrere kleinere Mahlzeiten, größere Anstrengungen vermeiden, uvm. (siehe Empfehlungen für den Alltag).

Ich habe Angst vor einer Diagnose und möchte es lieber nicht wissen.

Mal davon abgesehen, dass es – wie bereits beschrieben – für den Gesundheitszustandes Ihres Hundes ungemein wichtig ist, möglichst früh auf eine richtige medikamentöse Behandlung eingestellt zu werden und dass es ihm gut tun wird, wenn Sie auch hinsichtlich des allgemeinen Tagesablaufs auf seine Herzkrankheit Rücksicht nehmen können, ist es – mit etwas zeitlichem Abstand zur Diagnose – sicher auch für Sie selbst besser, es zu wissen. Sie werden sich anfangs  ständig und überall Gedanken und Sorgen machen, das ist normal – so ging es uns auch. Aber wenn Sie es schaffen, die Diagnose nicht zu Ihrem Feind zu erklären, sondern das Beste aus der Situation zu machen, kann sie nur nützlich sein. Stellen Sie sich vor, Sie wissen nichts von der Herzkrankheit Ihres Hundes. Bedenken Sie: Die Herzkrankheit wäre ja trotzdem da. Ihr Hund würde ja dennoch daran und darunter leiden. Ihr Hund würde mit dieser Erkrankung einfach mehr oder weniger gut leben und möglicherweise eines Tages beim Spielen einfach tot umfallen. Sie würden sich dann vermutlich fragen, ob Sie etwas hätten bemerken müssen, ob Sie etwas hätten tun können... Und ja: das hätten Sie, wenn Sie es gewusst hätten. Sie können Ihren herzkranken Hund oft zwar nicht heilen, aber Sie können dafür sorgen, dass er besser mit der Herzkrankheit und ihren Symptomen zurecht kommt. Sie können dafür sorgen, dass die Herzkrankheit bei passender medikamentöser Einstellung nicht schlimmer wird, sondern lange Zeit stagniert. Sie können Ihren Hund dabei unterstützen, mit seiner Herzkrankheit gut zurecht zu kommen. Aber dafür ist es wichtig, möglichst früh davon zu wissen.

Und vielleicht leben Sie auch noch etwas bewusster mit Ihrem Hund zusammen, können über manche Frechheiten besser hinweg sehen oder manche Macke an Ihm noch stärker lieben. Aber lassen Sie sich bitte nicht dazu hinreißen, Ihren Hund von nun an in Watte zu packen – er weiß nichts von seiner Herzkrankheit und wird Ihre Nachgiebigkeit schamlos ausnutzen.

Lassen Sie sich auf keinen Fall von der Diagnose fesseln. Denken Sie daran: die Diagnose ist keinesfalls Ihr Feind. Sie gibt Ihnen die Chance, Ihren Hund bestmöglich in seinem Handicap zu unterstützen.

Und darüber hinaus gibt es durchaus Herzkrankheiten wie z.B. der PDA, welche (im besten Fall frühzeitig erkannt) operativ behoben werden können.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich sicher sein möchte, dass mein Hund ein gesundes Herz hat?

Wir haben beste Erfahrungen mit spezialisierten Tierkardiologen des Collegium Cardiologicum e.V. gemacht und würden den Ultraschall immer wieder von einem dieser Spezialisten durchführen lassen. Wichtig ist natürlich ein guter Haustierarzt vor Ort, der z. B. Laboruntersuchungen begleitend vornimmt.

Was kann ich tun, um die Verbreitung von Herzkrankheiten einzudämmen?

Wichtig ist in erster Linie, weiterhin auf Herzkrankheiten beim Labrador Retriever aufmerksam zu machen. Während die Tierkardiologen einige Herzkrankheiten als "beim Labrador häufig vorkommend" bezeichnen, liegt dem Labrador Club Deutschland e.V. nach eigener Aussage nur eine Meldung über z.B. zwei(?) betroffene Hunde mit Trikuspidaldysplasie vor. Vom Deutschen Retriever Club e.V. liegt uns diesbezüglich keine Aussage vor.

Wichtig ist (vor allem bei potenziell genetisch bedingten Herzerkrankungen), Ihren Züchter zu informieren und die Besitzer der Wurfgeschwister Ihres Hundes zu benachrichtigen. Nur ein Herzultraschall kann eine sichere Aussage darüber geben, ob ein weiteres Wurfgeschwister befallen ist oder nicht oder ob sogar die Mutter oder der Vater selbst bisher unerkannt betroffen sind. Wir können nur hoffen, dass Züchter und Deckrüdenbesitzer aus befallenen Würfen in ihrem Kennel die nötigen Konsequenzen ziehen, solange offiziell (noch) keine Information über potenzielle Vererber oder bestimmte Linien als Ursprung einer erblichen Herzerkrankung bekannt sind.

Sollten Sie im Besitz eines betroffenen Hundes sein, so bitten wir Sie, das Collegium Cardiologium e.V. zu informieren. Dort werden alle relevanten Daten gesammelt.

 

Außerdem würden wir uns freuen, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen, damit wir Ihren Hund in unsere Liste der betroffenen Hunde mit aufnehmen können. Sofern Ihr Hund an einer Trikuspidaldysplasie leidet, würde es uns zudem sehr helfen, wenn Sie uns durch Einsenden einer Blutprobe Ihres Hundes bei der geplanten Studie zur genetischen Ursache der Trikuspidaldysplasie unterstützen würden. Nähere Infos dazu finden sie hier.